25. Sep 2020
Normalerweise würde der Reeser Kevin Zorn an diesem Wochenende auf der Kirmes arbeiten. Er begleitet während der Saison den Autoscooter der Schausteller Familie Breuer – als betriebsintegrierter Arbeitsplatz. Für ihn ist es ein Traumjob.
Das Leben als Schausteller ist kein einfaches. Wochenlang unterwegs, Fahrgeschäfte auf- und abbauen, übernachten in beengten Wohnquartieren, arbeiten von früh bis spät. „Das habe ich mir immer gewünscht“, sagt Kevin Zorn, der normalerweise in der Werkstatt der Lebenshilfe Unterer Niederrhein arbeitet. Bei der Dürener Schaustellerfamilie Breuer ist er mit diesem Wunsch fündig geworden.
Sie betreiben ein Kinderkarussel, eine Imbissbude und einen Autoscooter. Darüber kam auch der Kontakt zustande. „Während der Reeser Kirmes habe ich oft gefragt, ob ich helfen kann“, erzählt Kevin Zorn. Kinder anschnallen, die Scooter einparken oder Fahrchips einsammeln gehörten bis dahin zu seinen Aufgaben. „Kevins Eifer ist uns schon früh aufgefallen“, sagt Roswitha Breuer, die den Schaustellerbetrieb in der fünften Generation betreibt. „Sein Engagement war beeindruckend“, sagt sie rückblickend.
Es blieb nicht bei Rees. Kevin Zorn ist den Schaustellern auf ihrer Niederrheintour freiwillig hinterher
gefahren, um auch dort zu unterstützen. „In der Lebenshilfe habe ich nachgefragt, ob das nicht eine Möglichkeit für einen betriebsintegrierten Arbeitsplatz wäre“, erzählt Kevin Zorn. Bei diesem Modell bleibt er bei der Lebenshilfe Unterer Niederrhein angestellt und sammelt Erfahrung auf dem ersten Arbeitsmarkt. Dadurch hat er aber auch die Möglichkeit, wieder in die Werkstatt zurückzukehren, sollte es aus welchen Gründen auch immer nicht mehr funktionieren. Dazu gehören aber auch arbeitsrechtliche Rahmenbedingungen, gesetzliche Bestimmungen, Arbeitssicherheit und die Rücksprache mit Betreuern und Kostenträgern. All das hat die Lebenshilfe und Roswitha Breuer nicht abgeschreckt. „Wir haben ihn ins Herz geschlossen“, sagt sie heute.
Eine Schonbehandlung habe Kevin aber nicht. „Wir haben einen knüppelharten Job“, sagt Roswitha Breuer zum Schausteller-Dasein. „Wir sind aber auch eine Familie.“ Tägliches Mittagessen mit der gesamten Mannschaft inklusive. Das Jahr war jedoch schwierig. Der Autoscooter konnte die Saison erst im Juli mit dem „Dürener-Sommer-Special“ starten. Das war eine eingezäunte Kirmes mit Eintritt und Einlasskontrolle, um die Hygienemaß-nahmen einhalten zu können. „Ohne den Autoscooter könnte ich mir das nicht vorstellen“, sagt er selbst. Das und in Dormargen waren in diesem Jahr seine einzigen Einsätze. An diesem Wochenende wäre er normalerweise bei der Reeser Kirmes dabei gewesen. Er hofft jetzt auf die Wintersaison und die Weihnachtsmärkte.